Eine Laufveranstaltung ist immer wieder etwas Besonderes! Auch wenn mir schon von vornherein klar ist, am Ende nicht auf dem Siegertreppchen zu stehen, bietet solch ein Laufwettkampf doch jedes Mal eine ganz eigene Atmosphäre.
Dafür habe ich mir in diesem Jahr wieder einmal den seit 1995 jährlich veranstalteten Tengelmannlauf in Mülheim ausgesucht. Der Start- und Zielbereich befindet sich auf Gelände der Unternehmenszentrale des Traditionsunternehmens. Drumherum wird ein buntes Sommerfest für die ganze Familie veranstaltet. Neben Hüpfburgen und anderen Spielen für Kinder wird auch für die Erwachsenen mit kulinarischen Genüssen zu zivilen Preisen gesorgt. Die zahlreichen Tochterunternehmen des Namensgebers sowie einige Lieferanten werden wahrlich einspannt, um neben den unterschiedlichen Läufen (5km, Firmenlauf, Walking, 10km etc.) ein buntes Rahmenprogramm zu bieten.
Schon Wochen vor dem eigentlichen Lauf habe ich den Termin des ausgesuchten Events genau im Auge und plane die üblichen Trainingsläufe mit Sicht auf dieses Ziel, um am entscheidenden Tag in guter Form zu sein. Am Vortag des Laufes wird noch einmal besonders auf die Ernährung geachtet. Kurz vor Beginn des Rennens stellt sich ein nervöses Kribbeln ein, wenn man gespannt zusammen mit hunderten, gut trainierten und hoch motivierten Gleichgesinnten auf den ersehnten Startschuss wartet. Die funkchip-gesteuerte Zeitnahme mit dem Realtime-Championchip gibt einem wirklich das Gefühl wie ein Profirenner unterwegs zu sein.
Nach dem Startschuss setzt sich die scheinbar zähe Läufermasse nur langsam im Bewegung und oftmals gibt es zunächst auch nur einen abwechselndes Gehen und Traben – bis zur Zeitnahmematte. Dort nämlich wird der Funkchip auf der Matte registriert und plötzlich schalten alle Läufer drei Gänge höher und der Pulk geht in den schnellen Laufschritt über. Auf den ersten 2-3 Kilometer ist das Feld noch relativ dicht, immer wieder wird man etwas langsameren Mitstreitern, die sich zu weit vorne einsortiert hatten, gebremst – aber auch von etwas schnelleren Läufern von hinten überholt. Manchmal fühle ich mich von Läufern eingekesselt. Die extra von Polizei und Helfern gesperrten Straßen vermitteln die Wichtigkeit eines offiziellen Wettkampfrennens. Alles wird gegeben und hin und wieder merkt man, an die eigene Grenze zu kommen. Unglaublich – obwohl ich (wie objektiv auch mehr als 99% der übrigen Teilnehmer) ja eigentlich nichts mit der anschließenden Siegerehrung zu tun habe werde. Doch das Feld hat sich wie von Geisterhand so gestreckt, und man ist eigentlich nur von Leuten umgeben ist, deren Leistungsniveau dem eigenen ungefähr entspricht. Irgendwie werden Ur-Instinkte in einem geweckt und unbewußt geht man völlig automatisch in den Wettkampfmodus über – gibt alles, um die selbst gesetzten Ziele bestmöglichst zu erreichen. Herrlich ist dann am Ende der Zieleinlauf, gerade beim Tengelmannlauf stehen hier viele Zuschauer, welche die Läufer auf den letzten Metern noch einmal kräftigst anfeuern, um diese so für ihren Endspurt motivieren.
Die große Uhr am Ziel zählt erbarmungslos hoch und zeigt Dir sofort, wo Du stehst, Fotografen knipsen die erfolgreichen Finisher und gleich nach dem Überqueren wird Dir von einer netten Helferin eine blitzende Medaille als anerkennende Belohnung für die selbstgewählte Strapaze umgelegt. Weniger Meter weiter sacke ich erst einmal in die Knie und pumpe frische Luft in die auspowerten Lungen. Wenige Atemzüge merke ich wie der Puls langsam wieder herunter geht und nehme den mir gereichten Becher mit Wasser gerne entgegen. Wieder einmal bestaune ich die offensichtlich ziemlich präzise Messung meines Garmin Forerunners – es werden 10km 30m angezeigt (vielleicht hätte ich doch exakt auf der Ideallinie laufen müssen ;-).
Höhenprofil der Strecke – Auswertung der eigenen Forerunner-Daten mittels Sporttracks
Der Chef der Tengelmanngruppe Karl-Erivan W. Haub ist selbst hochmotivierter Läufer und tritt auch selbst regelmäßig zu diesem Lauf an.
Während viele andere große Laufveranstaltungen mittlerweile sehr kommerziell ausgerichtet sind, werden die Erlöse aus Startgeldern und Verkaufsständen beim Tengelmannlauf wohltätigen Zwecken zugeführt und an Behinderteneinrichtungen in Mülheim gegeben. Also: Nächstes Jahr wieder!
Streckenverlauf: