Auf dem Teilstück meiner Donauradtour von Passau nach Linz kam ich am späten Nachmittag an einem kleinen Park vorbei. Dort entdeckt ich plötzlich etwas, dass mir auf meinen Heimattouren im Ruhrgebiet schon einmal gesehen hatte. Auf der Wiese im Park waren einige riesige Kanalrohrsegmente aufgestellt. Ich schaute mir diese Rohre einmal genauer an – und tatsächlich, auch diese Rohre besaßen kleine Fenster auf ihrer Oberseite und eine Türe auf der Vorderseite. Die Beschriftung verwies auf die Webseite dasparkhotel.net. Da ich die Rohre im Bottroper Bernepark schon immer ziemlich skuril fand, und sie auf meiner Webseite auch schon vorgestellt habe, beschloss ich mir das Webangebot einmal spontan anzusehen.
Es stellte sich heraus, dass ich hier wahrhaftig völlig zufällig auf das Schwesterprojekt dasParkhotel Ottensheim gestossen bin, welches von dem österreichischen Künstler Andreas Strauss gestaltet wurde. Da ich ohnehin noch keine feste Übernachtungsmöglichkeit für die Nacht gebucht hatte, habe ich kurzerhand beschlossen, spontan eine Buchung für die Nacht zu probieren. Ich hatte Glück, nach einem kurzen SMS-Chat mit dem lokalen Hotelbetreuer war die Buchung gesichert und ich bekam per SMS einen Zugangscode mit dem welchem ich mein Kanalrohr ab 17:00 Uhr betreten können sollte.
Das Rohr ist wirklich sehr minimalistisch eingerichtet. Es gibt eine große Liegefläche, eine Lampe, eine Steckdose (gut zum Laden von Akkus), und eine kleines Regal sowie reichlich Stauraum unterhalb des Betts. Das ist doch alles was mach braucht, bedeutet aber auch: vielmehr als Schlafen kann man in so einer umgefallenen „Dose“ nicht machen. Kurzerhand habe ich mich dann im dem kleinen Biergarten unterhalb der Kanalrohre verpflegt und anschließend noch meine Hängematte in den umstehenden Bäumen aufgespannt, um so nach den vielen geradelten Kilometern noch etwas lesend zu relaxen.
Geschlafen habe ich in dem Kanalrohr wie ein Murmeltier, was aber auch fehlenden Ablenkungen und an der ruhigen Umgebung gelegen haben kann. Die lange Radfahrt des Tages wird ihr übrigens getan haben. Vor dem Schlafengehen habe ich jedoch noch einmal einen der beiden separaten Sanitärcontainer zum Duschen und Waschen genutzt. Auch diese Container werden mit einem Zugangscode geöffnet und stehen somit exklusiv den Hotelgästen des Parkhotels zur Verfügung. Allerdings muss man sagen, dass dieses rustikale in Edelstahl gehaltene Ambiente eher mit einer Campingübernachtung als mit luxuriösen Hotelübernachtung zur vergleichen ist.
Geweckt wurden ich leider schon am sehr frühen morgen, denn so kurz nach sechs Uhr meinten die Landsschaftsgärtner in der Umgebung des Parkhotels Ottensheim den Rasen mit Motorsensen und lauten Mähern kürzen zu müssen. Das war wohl eher Pech, denn die Gärtner werden wohl nicht jeden Tag vorbeikommen. Auch das Pärchen im Nachbarhotelrohr wurde so früh geweckt und wir konnten noch einen kurzen Plausch halten. Sie waren ebenfalls spontan eingezogen, hatten den Betreuer der Hotels zufällig kennengelernt und nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe gefragt. Darauf hatte er ihnen das Parkhotel des Ortes empfohlen. Sie meinten, dass sie eigentlich etwas anderes vorgestellt hatten, am Ende war es aber doch eine einmaliges Erlebnis, von dem sie noch viel erzählen werden.
Das Hotel im Kanalrohr weist übrigens noch eine seltene Besonderheit auf: es gibt keinen festen Preis und die Gäste können selbst entscheiden, wieviel ihnen diese aussergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit wert ist. Im Hotelrohr liegt eine kleine Dose, in welcher man einen Eurobeträg hinterlässt, den man sich leisten kann und mit dem man das Projekt und seine Helfer unterstützen möchte.